Mein Funkmesswagen

2022 konnte ich diesen Funkmesswagen, der ehemals bei der Bundesnetzagenur zur Suche von Störungen eingesetzt wurde, kaufen und nutze ihn seit da an für Amateurfunkbetrieb, im speziellen für UKW-Conteste. In den nächsten Abschnitten erfährst Du ein wenig über das Auto und über das was ich damit mache.

Funkmesswagen 2024

Alles zum Fahrzeug

Hier habe ich einmal alles zusammengestellt, was ich über das Fahrzeug weiß. Wer Informationen hat kann mich gerne dazu kontaktieren. Insbesondere Schalt- und Verdrahtungspläne würden mich interessieren.

Das Fahrzeug selbst

Das Grundfahrzeug ist ein Volkwagen T5 mit langem Radstand. Das Fahrzeug wurde Ende 2005 gebaut und dann scheinbar nach dem Umbau Mitte 2006 auf die Bundesnetzagentur zugelassen.

Kategorie Wert
Hersteller Volkswagen (VW)
Typ 7HC (Transporter 2003-2009)
Fahrzeugklasse / Aufbau Selbstfahrende Arbeitsmaschine Messwagen
Motor 1,9l TDI (Diesel)
Leistung 77KW (105PS) bei 3.500 U/Min.
Länge 5.290mm (Langer Radstand)
zul. Gesamtgewicht 3.200kg
Produktionsdatum 08.09.2005
Auslieferungsdatum 03.10.2005
Erstzulassung 05.07.2006
Klimatisierung Klimaanlage (Manuell)
Standheizung Webasto Luftstandheizung

Der Einbau / Umbau für die Bundesnetzagentur

Der Umbau des Fahrzeugs wurde von der "Göttinger Sonderfahzeugbau GmbH & Co. KG" in Göttingen für den Einsatzzweck bei der Bundesnetzagentur umgebaut. Hier wurde der Mast, die Möbel in "L"-Form, der Drehsitz sowie die Stromversorgung und Netzverteilung eingebaut.

Der Mast ist ein Geroh Typ 9 KLp 6/E mit 12 Volt Motor. Ein 6-Element Teleskopmast mit 9m länge. Die Gesamthöhe des Fahrzeugs mit dem eingefahrenen Mast erhöht sich somit auf 2,76m. Mit der von der Bundesnetzagentur verwendeten Antenne sogar 3,5m. Die Anzeige des Azimuth erfolgt mit einer einstellbaren Skala und einem Laserpointer. Die Skala muss bei jedem Aufbau an die jeweilige Aufstellrichtung angepasst werden.

Die Möbel wurden in "L-Form" eingebaut, so dass für den hinten auf dem auch während der Fahrt nutzbaren ISRI Drehsitz die Maststeuerung, Netzverteilung und alle Geräte und Bedienelemente gut erreichbar waren.

Die Netzverteilung, die das Fahrzeug über einen Trenntrafo mit Landstrom versorgt, ist mit einem Not-Aus für das 230V-System ausgestattet. Als Wechselrichter kommt ein TransWatt UWS 12-750S "low noise" Sinuswechselrichter zum Einsatz. Als Ladegerät für die zwei in Reihe geschalteten Sonnenschein DryFit Akkus vom Typ GF 6 180V (6V 180Ah Blei Gel) kommt ein Transduktorladegerät von TransWatt vom Typ TLF12-30 zum Einsatz. Das Ladegärt hat eine Spannung von 14,2V und einen maximalen Ladestrom von 30A.

Neben 230V SchuKo-Steckdosen sind für 12V 12mm Kfz-Steckdosen nach DIN/ISO 4165 sowie 3-Polige XLR-Buchsen vorhanden. Die 12V-Stränge sind mit Schurter Sicherungsautomaten TMT12 221 abgesichert.

Im Rahmen des Umbaus ist das Fahrzeug zusätzlich zur ab Werk im Fahrzeug verbauten Luftstandheizung mit einem 2KW Heizgebläse für den Innenraum ausgestattet worden, das über eine Zeitschaltuhr programmiert werden konnte. Diese Heizgerät war bei Übernahme des Fahrzeugs durch mich nicht mehr verbaut. Lediglich die Zeitschaltuhr und einige Aufkleber erinnern noch an die Heizung, die nur auf Landstrom betrieben werden durfte.

In der Konfiguration ist das Fahrzeug fast 300.000km im Dienst der Bundesnetzagentur gefahren, bevor es 2019, nach 13 Dienstjahren außer Dienst gestellt und ohne Meßtechnik aber ansonsten nahezu komplett verkauft wurde.

Auf YouTube kann man ein vergleichbares Fahrzeug in einer Dokumentation über die Arbeit der Bundesnetzagentur sehen:

Mit Klick auf dieses Bild wird das Video<br>'Unterwegs mit der Bundesnetzagentur in Bernburg'<br>des Kanals 'Salzlandmagazin'<br>auf dem externen Videodienst YouTube geöffnet
Mit Klick auf dieses Bild wird das Video
'Unterwegs mit der Bundesnetzagentur in Bernburg'
des Kanals 'Salzlandmagazin'
auf dem externen Videodienst YouTube geöffnet

Meine Umbauten

Nicht von mir ist ein Umbau, den der Besitzer zwischen Bundesnetzagentur und mir gemacht hat. Dieser war ebenfalls Funkamateur und hat die Möbel im Auto umgebaut. Aus dem "L" wurde eine lange Zeile auf der Fahrerseite des Fahrzeugs. Dies schafft die Möglichkeit mit mehreren gleichzeitig Betrieb aus dem Auto zu machen. Auch ergibt sich die Möglichkeit bei 24-Stunden-Contesten auf dem Boden behelfsmäßig zu schlafen. Es ergibt sich eine Liegefläche mit einer Länge von 180cm. Für eine kurze Nachtruhe im Contestbetrieb ist es ausreichend. Insofern ist der Umbau auch für mich sehr von Vorteil gegenüber der ursprünglichen "L-Anordnung".

Da ich das Fahrzeug neben einigen anderen Einsätzen für den Amateurfunk nahezu ausschließlich zur Teilnahme an UKW-Contesten nutze, habe ich einige Dinge auf meine Bedürfnisse hin ein- oder umgebaut. Folgendes habe ich bereits verändert:

Viel Zeit und Energie stecke ich in den Erhalt des Fahrzeugs. Da meine jährliche Fahrleistung mit 1.000 bis 1.500km deutlich unter der Fahrleistung bei der Bundesnetzagentur liegt, liegt der Fokus bei mir auf der Vermeidung von Standschäden. Ich werde das Fahrzeug daher regelmäßig weiter vor Rost schützen und keinen Wartungsstau entstehen lassen.

Alles zum Funkbetrieb

Hier gibt es einige Informationen zu dem Funkbetrieb, für den ich das Fahrzeug nutze. Ich bin lizensierter Funkamateur und nutze das Fahrzeug im wesentlichen für UKW-Conteste. Was Amateurfunk ist und was man bei einem UKW-Contest macht, liest Du in den nächsten Abschnitten:

Amateurfunk - Was ist das?

Amateurfunk ist ein faszinierendes Hobby, das Menschen weltweit über Funk miteinander verbindet – unabhängig von Herkunft, Religion oder politischen Überzeugungen. Es bietet eine einzigartige Mischung aus Technik und Kommunikation, bei der man selbstgebaute Geräte nutzen, neue Technologien testen oder sogar Funkverbindungen über Satelliten herstellen kann. Neben klassischen Funkgesprächen kann man am Amateurfunk auch durch Wettbewerbe oder den Austausch von Funkbestätigungskarten teilnehmen.

Amateurfunk ist weit mehr als nur ein Hobby – es ist ein technisches Experimentierfeld für Funkbegeisterte. Mit selbstgebauten oder modifizierten Geräten können Funkamateure ihre eigenen Sender und Antennen entwickeln und testen. Dabei stehen ihnen Frequenzbänder von Kurzwelle über Ultrakurzwelle bis hin zu Mikrowellen zur Verfügung. Ob Sprache, Morsezeichen oder digitale Übertragungen – der Amateurfunk bietet nahezu unendliche Möglichkeiten, um mit der globalen Funkgemeinschaft in Kontakt zu treten.

Technische Faszinationen wie der Funkverkehr über Satelliten oder sogar über den Mond als Reflektor (Erde-Mond-Erde-Funk) eröffnen beeindruckende Perspektiven. Amateurfunk ist nicht nur Kommunikation, sondern auch ingenieurstechnisches Tüfteln auf höchstem Niveau. Es ist ein Spielplatz für Innovation, auf dem man die Gesetze der Physik hautnah erleben kann.

Darüber hinaus dient der Amateurfunk oft als Einstieg in technische Berufe. Viele Ingenieure haben ihre Leidenschaft für Elektronik und Kommunikation über dieses Hobby entdeckt. Amateurfunk ist somit eine perfekte Kombination aus kreativer Technik und globaler Vernetzung, die in Krisensituationen sogar Leben retten kann, indem es unabhängige Kommunikationswege bereitstellt.

Doch es geht nicht nur um Technik: Amateurfunk fördert Völkerverständigung und Freundschaften über Ländergrenzen hinweg. Gerade in Notfällen zeigt sich die Bedeutung, wenn Funkamateure helfen, die Kommunikation aufrechtzuerhalten.

Dieses vielseitige Hobby verbindet Generationen und bietet unzählige Möglichkeiten, kreativ zu sein und Neues zu lernen. Egal ob jung oder alt – Amateurfunk bleibt ein spannendes Abenteuer, das Menschen und Technik auf der ganzen Welt zusammenführt.

Mich begeistert immer wieder aufs Neue, mit wie wenig Aufwand weltweite Kommunikation in Echtzeit möglich ist und das ohne zusätzliche Infrastruktur. Oft reicht ein in einen Baum geworfener Draht und ein kleines, akkubetriebenes Funkgerät aus, um über Kurzwelle ein Gespräch mit jemandem aus Südamerika, Hawaii oder Australien Kontakt zu haben.

Hier aus dem Bus mache ich selten Kurzwelle. Den Bus nutzte ich überwiegend für Experimente auf UKW. UKW-Conteste sind dabei meine Leidenschaft. Dazu mehr im nächsten Abschnitt...

Was sind UKW-Conteste?

UKW-Conteste sind Wettbewerbe unter Funkamateuren, bei denen nes darum geht, in einer vorgegebenen Zeit (meist 24 Stunden) möglichst viele Kontakte zu anderen Stationen aufzubauen und dabei möglichst viele Kilometer zu überbrücken. Pro überbrücktem Kilometer werden beiden Funkstationen 1 Punkt gutgeschrieben. Die Punkte erhalten beide Stationen aber nur, wenn die dabei ausgetauschten Daten auf beiden Seiten vollständig und richtig empfangen und in ein Logbuch eingetragen wurden. Dieses Logbuch - in der Regel elektronisch geführt - schickt man nach dem Contest an die Auswerter wo die Einträge automatisiert gegengeprüft werden. Ist in den Logbüchern beider Stationen alles korrekt, wird die Funkverbindung gewertet und beide Stationen erhalten je überbrücktem Kilometer einen Punkt.

Ausgetauscht werden dabei üblicherweise folgende Daten:

Hier ein Auszug aus meinem Logbuch von Mai 2024 als Beispiel:

Datum Zeit (UTC) Rufzeichen Frequenz Mode Gesendet* Empfangen* Richtung / Punkte
04.05.2024 16:04 OM3KII 144.266,6 kHz SSB 59 058 JO31SE 59 207 JN88UU 106° / 771
04.05.2024 20:20 DM5D 1.296.200,0 kHz SSB 59 005 JO31SE 59 053 JO61OC 89° / 397
05.05.2024 05:16 OL2J 144.052,8 kHz CW 599 113 JO31SE 599 204 JN79TI 106° / 610
05.05.2024 06:20 F6BSZ 144.215,0 kHz SSB 59 120 JO31SE 59 032 JN09DJ 252° / 552
05.05.2024 12:42 OE5D 432.262.3 kHz SSB 59 038 JO31SE 59 095 JN68PC 127° / 538

* (Rapport, laufende Nummer, Locator)

Es finden sieben 24-Stunden-Conteste im Jahr statt. Darüber hinaus gibt es über das Jahr noch (Kurz-)Wettbewerbe, bei denen es zum Beispiel darum geht unabhängig von der Landstromversorgung zu sein und / oder nur mit beschränkter Sendeleistung zu arbeiten. Nahezu in jeder Woche findet ein Wettbewerb statt, in dem man die Möglichkeit hat, sein (selbstgebautes) Equipment zu testen und weiterzuentwickeln, seine Station zu optimieren, viel über Ausbreitungsbedingungen zu lernen oder einfach nur auf Funk mit gleichgesinnten zusammenzukommen.

Wie weit geht das?

Kurzwellen (Frequenzen von 3 Mhz bis 30 Mhz) können an der Ionosphäre reflektiert werden und so um die ganze Welt kommen, wenn sie mehrmals zwischen Erde und Ionosphäre hin- und herspringen. Die Ausbreitung von Ultrakurzwellen (UKW - Frequenzen von 30 Mhz - 300 MHz) und darüber dagegen ähnelt der Ausbreitung von Licht, da sie größtenteils in direkter Sichtlinie erfolgt. In der Regel werden sie nicht an der Ionosphäre reflektiert sondern gehen hindurch bis in den Weltraum. Je höher die Frequenz, desto stärker ist die Dämpfung. Aktuell arbeite ich aus dem Funkmesswagen heraus auf den Frequenzen 144 MHZ, 432 MHz und 1.296 MHz.

Die Reichweite hängt stark von der Höhe der Antenne, der Umgebung und der Qualität der Ausrüstung ab. Daher versuche ich mit dem Funkmesswagen an möglichst hohen Punkten zu stehen, wo das Gelände idealerweise ringsherum leicht abfällt und keine großen Hindernisse wie Gebäude stehen. Mit der aktuellen Stationsausrüstung im Bus sind Reichweiten von 600km rund um die Antenne eigentlich immer möglich. Bei guten Ausbreitungsbedingungen, zum Beispiel durch Inversionswetterlagen oder die Bildung einer Sporadischen E-Schicht in der Ionosphäre, können auch die UKW Signale eine Reflexion erfahren und zurück zur Erde reflektiert werden. Durch solche Effekte können Überreichweiten auftreten und es sind dann mit ein bisschen Glück auch Kontakte von mehr als 1.000km möglich. Vielleicht hat man das schon einmal selbst erlebt, wenn man plötzlich im UKW-Radio einen Sender vielleicht sogar aus dem Ausland empfangen kann, den man sonst nicht hört. Auch können Flugzeuge oder dichte Wolken als Reflektor genutzt werden und damit die Reichweite des eigenen zu Signals erhöhen.

Auch die verwendete Bertriebsart (Sprache, Morsezeichen oder Digitalfunk) hat Einfluss auf die Reichweite. So sind häufig noch Verbindungen in Morsetelegrafie möglich, wo eine Sprachverbindung nicht mehr zustande kommt. Ein geschultes Gehör ist ebenso hilfreich, wie eine gute Betriebstechnik.

Meine bisher weiteste Verbindung war ein Kontakt mit der Rumänischen Station YR5C am 03.11.2024 um 08:50 Uhr UTC / 09:50 Uhr Ortszeit im IARU Marconi Memorial Contest VHF 2024 von einem Standort in Halver auf 440m über dem Meeresspiegel. Hier konnte ich 1.214 km in der Betriebsart CW, also in Morsetelegrafie überbrücken.

Wie klingt das?

Ich habe vor einiger Zeit mal ein Video erstellt, dass ich während eines Contests aufgenommen habe. Hier bekommt man einen guten Einblick in den Ablauf eines UKW-Contest und den Klang der Signale:

Mit Klick auf dieses Bild wird das Video<br>'That's how a VHF Contest in HamRadio is like - May 2023'<br>meines Kanals 'DC6CX'<br>auf dem externen Videodienst YouTube geöffnet
Mit Klick auf dieses Bild wird das Video
'That's how a VHF Contest in HamRadio is like - May 2023'
meines Kanals 'DC6CX'
auf dem externen Videodienst YouTube geöffnet

Welches Equipement nutze ich?

Zur Zeit (2024) nutze ich folgendes Equipement:

Changelog

Bildergalerie

Zum Abschluss folgen hier noch ein paar Impressionen.


Passende Blogbeiträge:


Blog Image
Übersicht zum Funkmesswagen verfügbar

02. Juli 2024 | Amateurfunk, Funkmesswagen

Die Übersichtsseite zu meinem Funkmesswagen ist fertig. Hier gibt es alle Informationen rund um den Funkmesswagen, der ehemals bei der Bundesnetzagentur zur Störungssuche eingesetzt wurde und nun von mir für Amateurfunkzwecke genutzt wird. Im wesentlichen nehme ich mit dem Fahrzeug zur Zeit an UKW-Contesten teil.
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